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irlandtagebuch

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Irlandtagebuch (4)

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Egal wo man auf dieser Welt auch ist, in den Nächten zeigt sich jede Stadt noch einmal in einem anderen Gewand. Sie legt ihr ganz eigenes Parfüm auf und strahlt dich mit ihren funkelnden Beleuchtungen an, die sie schmücken und dich verführen. Auch Dublin weiß wie das geht.

hello_ireland_nächte

In Dublins Nächten treffen sich alle zwischen 3 und 4 auf der Straße, um in einem Meer aus Taxis zu baden. Manchmal auch ein bisschen eher, aber dann geht es meist noch einmal eine Runde in den Burgerladen oder auf ein Chickenbaguette in den nächstliegenden SPAR (ja, bei uns gibt es den Laden nicht mehr, aber hier sogar in goldiger Premiumversion). Gerade als Berliner darf man ja meckern, wenn um 2:30 auch einfach strickt das Licht angeht und die Party beendet ist, die manchmal erst um 22:00 Uhr angefangen hat, doch diese konzentrierte Partyzeit hat auch etwas für sich. Man verpennt zum Beispiel nicht den kompletten nächsten Tag. Wem das aber zu weng ist, kann auch einfach schon um 18 Uhr anfangen ins Pub zu gehen, das ist kein Problem. Dann kommt man auch auf seine 8 Stunden und einige Pubs locken mit Happy Hour bis 5:30 pm.

dublin_nights_spar

In Dublin kann es dir passen, wenn du um 4.00 Uhr noch schnell für 10 Minuten an einem Hauseingang lehnst, dass dich jemand anspricht, ob alles okay sei, dir eine Zigarette anbietet und du eine 20 minütige Unterhaltung über Wirtschaft, Sprachen und die Stadt selbst hast und mit guten Pub-Spar-Tipps nach Hause gehst. Manchmal fallen aber auch einfach ein paar auftupierte Damen in deine Richtung direkt aus dem Taxi heraus auf ihre Knie, um „High-Heels in die Höh“ auf den Bürgersteig zu kotzen. In Dublin fahren dich die Taxifahrer schnell noch ein Stück weiter, auch wenn du nur 7,50€ in der Tasche hast, weil sie meinen die Gegend sei nicht sicher genug für dich.

In Dublin gibt es zu viele Zufälle, denn die Stadt ist klein und irgendwann muss man sich einfach treffen. Dublins Nächte versuchen dir dein Portmonee aus der Tasche zu klauen, wenn du zu müde oder betrunken in der Bahn gegen die Scheibe lehnst, sie singen dir an allen Ecken die schönsten Gitarren-Lieder, sie haben schlechte Zähne, aber Lächeln immer freundlich. Dublins Nächte tragen keine Strumpfhosen aber wochenlang Weihnachtspullover und sexy Santakleider. Es ist ein großes Gruppenkuscheln.

dublin_nacht_globe

Schwule Hutmänner fordern dich zum Tanz auf und schieben dich über die Tanzfläche wie niemand sonst zuvor, Automaten verlangen von dir 9€ für eine Packung Zigaretten und alle Menschen sind „grand“ so lange das Pint gefüllt ist. All das passiert in der Dunkelheit der Wikingerstadt an der Liffey, in der sehr viele Obdachlose und Drogenabhängige versuchen sich an dem Leuchten der anderen zu wärmen und stundenlang auf windigen Brücken sitzen. Diese laute Stadt, in der kaum jemand dem Wetter entsprechend angezogen ist, verdreht einem mit seiner rauen Seele einfach den Kopf.

 

Irlandtagebuch (3)

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Wenn man erst mit 26 Jahren genug Fernweh hat, ist so ein Erasmus-Semester natürlich ein bisschen anders als mit 19 oder 20. Umzingelt von sehr jungen Menschen, die Armbänder tragen, die ihnen erlauben auf alle möglichen Partys zu gehen und dort fast täglich günstig betrunken zu werden, musste ich erst ein bisschen nach meinem Weg suchen. Mein „Ausleben“ ist bei diesem Auslandssemester also weniger nackt & betrunken auf irischen Tischen zu Miley Cyrus zu tanzen, sondern vielmehr Zeit haben endlich wieder ganze Bücher zu lesen, am Kanal gedankenlos in die Sonne zu blicken, ja sogar langweilig Blätter zu sammeln und pressen.

Ich kann mir endlich wieder Zeit nehmen und Briefe per Hand schreiben, Fotos entwickeln lassen und Hausarbeiten schreiben zu Themen, die mich interessieren, nicht zu Themen, die den geringsten Aufwand haben. Ich sportel viel und bilde mir ein endlich einen kleinen Trizeps-Erfolg zu spüren und suche nach neuer Musik, die mich bewegt.

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Absolut langweilig! Werden jetzt einige rufen, aber für mich ist es ein Segen und gibt mir genug Raum endlich wieder richtig kreativ zu sein. Ich fahre lieber auf Roadtrips (ausführlicher Bericht folgt noch), gehe zu Spoken Words Performances und sitze bloggend in der Bibliothek meiner Uni als Franzosen das Herz zu brechen (irgendwie scheint das aber auch ohne ständigen Partyaufenthalt zu klappen).

Habt aber keine Angst um mich und denkt nicht, dass ihr mir heimlich Gesichtsglitzer und tiefausgeschnittene Tops schicken müsst, damit ich hier dazu gehöre. Ich schreibe nämlich gerade all das während ich verkatert von der gestrigen Party vor meinem Laptop sitze und versuche herauszufinden, ob Irland eine post-koloniale Gesellschaft ist. Das Gute ist hier im Gegensatz zu Berlin: Wenn man dann doch mal in der Woche feiern geht, kann man schon um 19 Uhr im Club sein, bis 0 Uhr bleiben und dann ca. 7 Stunden schlafen bis die Uni wieder losgeht.

Ein paar Impressionen dokumentiert mittels Instagram:

Das Einleben hat also nach fast zwei Monaten hier in Dublin gut geklappt. Ich laufe mittlerweile furchtlos durch die Stadt, in der es eigentlich keine Ampelphasen gibt oder man sie nicht versteht und weiß, wo ich echtes Brot herbekomme. Ich kann mich orientieren, weiß, an welchen Bahnstationen ich raus muss und in welchen Pubs das Pint unter 5 € kostet. Während ich Gruppenpräsentationen mit Iren plane, inhaliere ich ihren Dialekt und versuche den weitverbreiteten Trend der künstlichen dicken Augenbrauen der Mädels zu verstehen.

First World Problem: Ich vermisse Club Mate & Räuchertofu (Ja, das habe ich wirklich gerade geschrieben).

Für alle, die sich noch ein bisschen mehr für Irland, mich oder einen Auslandsaufenthalt hier interessieren, ich habe auch einen kleinen Tumblr angelegt.

Irlandtagebuch (2)

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Wer in Irland wohnen will, muss wohl oder übel einige Wohnungsbesichtigungen (viewings) über sich ergehen lassen. Während es in den letzten Jahren angeblich immer leicht war ein Zimmer bekommen, hieß es in diesmal sogar im Radio, dass sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt zugespitzt habe.

Eigentlich suchen fast alle unter daft.ie nach Wohnungsangeboten. Hier sieht man Bilder, hat ein paar Infos und muss in den meisten Fällen schnell anrufen und ein Treffen ausmachen. Viele bezahlbare Angebote sind in typischen alten irischen Häusern, die schmal und verwinkelt sind. Wichtigster Unterschied ist hier erstmal „owner occupied“ oder nicht. Das zeigt an, ob der Besitzer mit im Haus wohnt oder es nur als „Landlord“ (klingt krasser, als es ist) vermietet. Mittlerweile vermieten nämlich viele Privatpersonen einfach ein Zimmer in ihrem Haus.

Nehmen, was man kriegen kann

Ich kannte das Prinzip WG-Casting, doch hier sehen sich oftmals einfach ganz viele Menschen ein Zimmer an, haben das Gespräch nur mit dem Besitzer, ohne die anderen Mitbewohner je gesehen zu haben und müssen im besten Fall sofort zusagen. Nichts mit Beschnuppern oder „Vibe“ fühlen. Als Berliner fällt man natürlich bei den Preisen von jeglichem übrig gebliebenem Glauben ab. Beispiele:

+ 7 qm Zimmer mit Bett, kaputten kleinen Schrank und schmalem Fenster sowie Minischrank im Flur zusammen mit drei anderen Menschen und widerlichem Bad 35 Min. zu Fuß vom Stadtzentrum entfernt = 370€ warm.

Aber zumindest ging es mir mit meinen Begegnungen besser als meiner Kommilitonin Sophie, die aufeinmal bei einem spanisch sprechenden Mann auftauchte, der in einem Kellerloch mit freilaufenden Chinchillas lebt und auf die Frage hin, warum alles so anders als in seiner Wohnungsanzeige aussähe nur meinte, dass angeblich gerade renoviert worden war. Ahja!

Stylische Menschen bedeuten nicht schöne Wohnungen

Wenn man in ein anderes Land geht, lernt man sich selbst und seine Heimat doch noch einmal anders kennen. Während meine Mutter sicher widersprechen würde, scheine ich doch sehr ordentlich für internationale Verhältnisse zu sein. Das erste, was mir in Dublin auffiel: Egal wie schön und gestyled die Menschen aussehen, ihre Wohnungen können komplett verkeimt sein und die Iren scheinen (ganz allgemein gesprochen) nicht so viel Wert auf die häusliche Gemütlichkeit zu legen, was mir auch andere Iren bestätigten. Manche Räume sehen einfach aus, als würde darin seit Jahren niemand wohnen.

Vieles ist zweckmäßig, Haken werden generell schief angebaut und eine feine Staubschicht habe ich noch in jeder Wohnung gefunden. Ganz zu schweigen von den Bädern! Ich habe mit meiner jetzigen Unterkunft sehr viel Glück, aber siehe Headerbild, ist der Schimmel ein treuer Begleiter in den Wohnungen Dublins, die ich gesehen habe.

(Verwirrendes Regenrinnenkonzept)

Während ich in Berlin nach einem Balkon lechze, haben hier viele Häuser einen kleinen Garten vor oder hinter dem Haus. Diese Orte werden sehr oft aber gar nicht genutzt und erinnern dann eher an einen traurigen Steinfriedhof. Während man von außen also oft denkt: Oh, so ein schönes niedliches kleines Haus mit bunter Tür! Ist es von Innen dann doch eher ein bisschen rumpelig und kalt. Natürlich gibt es auch viele Ausnahmen, wie unsere erste Unterkunft.

Ich wohne jetzt in einem gemütlichen Zimmer auf dem Dachboden mit eigenem Bad im Haus einer irischen Familie, deren Kinder alle aus dem Haus sind. Für ca. 12qm + Bad mit Dusche zahle ich 450€ warm und wohne in Kilmanhaim etwas außerhalb. Die Küche wird geteilt. Kleines Video vom Raum: elvs ungemachtes Bett.

Wegen dieser Fokussierung und meiner Pünktlichkeit wurde ich auch schon am vierten Tag als „Soooooo German“ betitelt. Wir waren in einem Pub und eigentlich seit 10 Minuten mit den nächsten Freunden verabredet und ich wurde langsam unruhig, zack! erfüllte ich mein Klischee. Zusammen mit dem Fakt, dass ich immer noch kein Stout & Ale trinke und dem ständigen Listenschreiben wurde ich als typical German enttarnt. Was einem hier auch jeder an den Kopf wirft: German efficiency!

Aber hey, den irischen laid-back Modus übe ich noch und bis dahin finde ich es vollkommen okay mal nachzufragen, wenn am Freitag immer noch nicht die Zeitpläne für die Unikurse am Montag einzusehen sind!

Den ersten Teil vom Irlandtagebuch findet ihr hier (1).

Irlandtagebuch Part (1)

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What’s the craic? Hello Ireland, ich bin da! Gekommen, um (erst einmal) zu bleiben, landete mein Flieger vor 12 Tagen auf irischem Grund. Dank Mister Erasmus von Rotterdam habe ich die Möglichkeit ein Semester in Dublin zu studieren und kulturellen Austausch zu erfahren, was einem erst ein bisschen Angst macht, wenn man noch niemals in einer anderen Stadt gelebt hat. Passend zum neuen Lebensmotto: „einfach machen“ habe ich aber alle falschen Ängste und Bequemlichkeiten zu Hause gelassen und die Koffer gepackt.

Bereits nach 10 Minuten wurde das Klischee der unfassbar freundlichen Iren erfüllt, als ein Busfahrer nicht nur meine Koffer verstaute, sondern mir auch gleich zeigte, wo man die billigsten Tickets bekommt, auch wenn der Automat kaputt scheint. Dafür musste ich nur seinen Bus bewachen & durfte niemanden hineinlassen. Außerdem wird man sofort angesprochen, wenn man auch nur 2 Minuten aussieht, als wüsste man nicht, wo man ist.

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Die erste Unterkunft, die ich mir mit einer Kommilitonin zusammen für 5 Tage gebucht hatte, gehört einer gewissen Anne, die nicht nur weise Dinge sagte wie „There are no problems, we just create problems in our heads.“, sondern uns auch gleich abholte, mit Nahrung versorgte und der wir letzendlich sogar unsere jetzigen Zimmer zu verdanken haben.

Die Bilder zeigen nur ungefähr wie liebevoll das alte Haus von Anne eingerichtet war. Wir haben uns gleich wohl gefühlt und das nicht nur, weil ihr kleiner blinder Hund Dino wie ein (My little) Pony durchs Haus galoppiert ist. Es ist einfach in vielen Ecken Dublins wie in einem Harry Potter Film, da alles klein, alt und verwinkelt ist. Dadurch, dass Anne Künstlerin ist, war das ganze Haus voll mit ihren Werken.

Woran man sich gewöhnen muss ist, dass in den Bädern meist immer zwei Wasserhähne (warm und kalt) sind, dessen Sinn sich mir noch nicht so ganz erschlossen hat. Zudem funktionieren Spülungen auch gern einmal erst nach dem dritten Versuch, egal wie alt oder neu das Haus ist.

Die Straßen von Dublin sind mörderisch. Es scheint so, als würde jeder zu schnell fahren und Ampeln scheinen nur Dekoration zu sein. Wer an einem roten Licht stehen bleibt, outet sich meist gleich als Tourist. Da ich auch in Berlin kein Fan von Roter-Ampel-Überquerung bin, muss ich mich hier sehr zusammenreißen. Wenn Mütter ihre Kinderwagen vor ankommende Busse über rote Ampeln schieben können, dann wäre es doch  gelacht, wenn ich das nicht auch schaffe! Problem ist nur, dass man seeeehr sehr oft nach links und rechts schaut, da man den irischen Linksverkehr einfach nicht gewohnt ist, bei dem trotzdem rechts vor links gilt.

Fashionmäßig erinnert es mich hier an England: Sehr viele Frauen in kurzen Kleidern auf hohen Schuhen. Prinzipiell habe ich dagegen ja nichts, aber das Problem ist, dass es hier sogar schlanke Frauen schaffen unvorteilhaft darin auszusehen, weil sie sich einfach in unfassbar enge Kleidung pressen. Jedes Mal wieder faszinierend.

Und auch hier hat man den Bauchfrei-Look seit den 90ern nicht ausrotten können. Ich weiß es gab ein Comeback und viele cropped Tops in den Läden, aber glaubt mir, so wie das hier getragen wird, will das niemand sehen. Außerdem ganz groß im Rennen: Künstliche Bräune! Egal, ob aus der Tube oder dem Solarium. Weeha.

Nach ganzen drei Tagen wurde ich von einem Iren bereits als „Soooo German!“ bezeichnet, warum das so war, gibt es dann aber erst im nächsten Eintrag zu lesen.

Ze Germans – 5 „typisch deutsche“ Eigenschaften, die ich an mir erkannt habe

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Natürlich ist es faul sich allzu oft in Stereotypen zu flüchten und Menschen aufgrund ihrer Herkunft gleich zu kategorisieren. Gleichzeitig sind kulturelle Unterschiede und Eigenheiten selbst in der globalisiertesten Welt nicht von der Hand zu weisen. Hier meine eigenen kulturunwissenschaftlichen Erkenntnisse durch passioniertes Weltenbummeln.

Wenn ich eins durch mein ERASMUS-SEMESTER gelernt habe, dann dass jedes Land erstmal sein eigenes Verhalten logischer Weise als „normal“ definiert und dementsprechend alle Abweichungen als „crazy“ wahrnimmt. „Wie ihr findet das komisch andere mit Küssen zu begrüßen? Was soll diese komische Umarmung sein? „Also wirklich jetzt? Ihr tanzt alle zum DJ gerichtet und zu solchern Musik?“ „Wieso sollte man denn Saft und Sprudelwasser mischen?“ „In Deutschland gibts doch kaum Arbeitslose und allen gehts gut!“

Eine Zeit lang mal in einem anderen Land zu leben ist nicht nur deswegen eine Erfahrung, weil man über dieses neue Land viel lernt, sondern weil man sich und sein Herkunftsland reflektieren kann. Man geht einen Schritt zurück, hört sich an wie andere Deutschland wahrnehmen und erkennt eigene kleine Klischeefallen, deren man sich durch seine Sozialisation mittels Familie, Freunde und Medien einfach nicht entziehen kann. Spannend zu diesem Thema ist das herrrrliche zweichsprachige Wendebuch von Adam Fletcher Wie man Deutscher wird in 50 einfachen Schritten.

 

1. BROT – Gib mir Vollkorn!

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Ich habe bereits hier und hier schon über meine Liebe zum Teignahrungsmittel gesprochen, jedoch kann ich meine Zuneigung nicht genug unterstreichen und muss sagen, dass es wirklich das erste ist, was mir in anderen Ländern fehlt. Besonders beim Frühstück und Abendbrot, bei dem man sich ein bunt belegtes Schnittchen gönnt. In vielen anderen Ländern ist Frühstück die unspektakulärste Mahlzeit des Tages und dazu meist auch noch süß. Von Brunch wird oft nicht viel gehalten und wenn man doch mal Brot bekommt, ist es Weißbrot, von dem ich erst einmal Unmengen verschlingen müsste, um ansatzweise satt zu werden.

2. FENSTER & LÜFTEN – German (Erstickungs-)Angst

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Als ich in Irland nach einer Wohnung suchte, fiel mir dann doch auf wie viel von meinem Vater an mir hängen geblieben ist. Neben den vielen schiefen Wänden fielen mir oft die ungedämmten Fenster auf und der Schimmel, der Schnell Einzug hält, wenn kein ordentliches Temperatur-Lüftungsverhältnis eingehalten wird. Ich hatte letztendlich Glück in meinem Dachgeschoss-Zimmer ordentliche Fenster zu haben. Ich musste ein wenig schmunzeln, als ich das erste Mal in meinem neuen Bett lag und den Markennamen eines bekannten deutschen Fenster-Herstellers Velux* sah. Abgesehen von der spannenden Erkenntnis, dass „Fenster auf Kipp“ scheinbar auch eine deutsche Eigenart ist.

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Achja und abgesehen von den, oft fensterlosen Bädern (Schimmel vorprogrammiert) gab es z.B. in Irlans witzige automatische Duschen, die auf Knopfdruck funktionierten. Achja und unsere Toiletten werden auch gern als wahnwitzig gefeiert zumindest jene, die so ein kleines Plateau im WC-Becken haben statt ein direktes tiefes Loch, in das alles fällt.

 

3. Zeit – Keine unnötigen Unterhaltungen

Pünktlichkeit ist nicht mein oberstes Gebot, aber zugleich richte ich mich sehr nach der Zeit und bemühe mich nicht zu spät zu kommen. Falls das dann doch mal der Fall sein sollte, fühle ich mich bei mehr als 10 Min eine kurze Nachricht zu schicken. Auch dann, wenn es ein Partywochenende ist. Verabreden und dann irgendwann kommen, scheint in anderen Ländern tooootal normal zu sein und dabei spreche ich nicht vom akademischen Viertel. Während mir in diesen Fällen gefällt, dass ich es gewohnt bin Zeit als Richtmaß und Diktator zu gehorchen, ist es an manchen Stellen aber auch fehl am Platz.

Wenn es zum Beispiel darum geht auf der Straße mit jemand Fremden zu sprechen, ihn oder sie nach dem Weg zu Fragen oder mit der Verkäuferin einen Plausch zu halten. Wenn man nicht gerade auf dem Dorf ist und sich kennt, kommt das nicht so oft vor und meist wird zwar nett aber nur effizient miteinander gesprochen. Man stellt die Frage nach dem Weg und Schwups! ist man schon wieder los. In vielen anderen Ländern wird so ein Gespräch viel länger und zwangloser. Ich habe das dann mal mit mir selber geübt, was nicht leicht war und eh ich mich versah versieht, erfuhr ich, dass die Person mir gegenüber früher in einer Hippiekommune gelebt hat, jetzt Taxifahrer ist und bekam noch einen geheimen Tipp fürs nächste Abendbrot.

 

4. Schorle – Mix dich zur ultimativen Erfrischung

Ich gebe zu, ich bin als Brausekind aufgewachsen und ab da an, wo ich etwas von Kalorien und Inhaltsstoffen verstand, wurde es ganz schön schmerzhaft die süßen Getränke aufzugeben bzw. zu reduzieren. Zum Glück aber gibt es ja die Möglichkeit einen gesunden, aber gehaltvollen Saft mit Sprudelwasser zu mischen. Während es hierzulande total normal ist auch schon eine fertige Schorle zu kaufen, muss man sich diese im Ausland selbst zusammen mischen. Abgesehen davon, das niemand das Konzept kennt und ich noch in KEINER Sprache eine Übersetzung für das Wort Schorle gefunden habe, wird man verächtlich angeguckt, wenn man einen Schritt weitergeht und von Weinschorle erzählt.

Wenn die Schorle dann mal leer ist, ist übrigens auch das Thema Flaschenpfand immer der Hit: In anderen Ländern gibt es oftmals kein Mehrwegsystem, aber alle finden es super smart und fragen sich dann, wieso das nicht alle machen.

 

5. Ampeln

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Ja, ja das gute alte Klischee über die gehorsamen Deutschen, die alles tun, was die Autoritäten ihnen auftragen. Ich muss sagen, wenn ich zu Hause bin, bin ich ein sehr großer Fan vom Rot-Gelb-Grün-Prinzip und habe als Kind oft mit meiner Mutter an Ampeln gestanden und „Bei rot bleibe stehen, bei grün darfst du gehen“ aufgesagt.

In manchen Ländern scheinen die drei Farben jedoch lediglich eine „Orientierung“ zu sein und sich niemand wirklich daran zu halten, wodurch man sich schon am ersten Tag als German entpuppt. In manchen Ländern sind die Ampelschaltungen auch so sinnlos und der Verkehr so verkrumbiegelt, dass man nie am Ziel ankommen würde, würde man sich an die Ampelphasen halten.

Zurück in der Heimat musste ich mich dann schnell umgewöhnen, nachdem mich 3 aggressive Elternteile anschrieen, als ich über eine kleine Ampel, auf einer Straße im nirgendwo bei Rot die Seiten wechselte, weil einfach nirgends irgendwo ein Auto zu sehen wahr. Effizenz ey!

Was ist euch auf euren Reisen so aufgefallen? Was haben andere Länder für kulturelle Eigenheiten?

Make me German

Wenn ihr jetzt so richtig schön in die Kulturwissenschaft eingetaucht seid und Spaß daran findet die kleinen und feinen Unterschiede zu untersuchen, kann ich euch nur diese BBC Doku ans Herz legen, in der eine Britische Familie versucht „typisch deutsch“ zu leben:

 

* Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Veluxshop

Mixtape Couture

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Zwischen Spotify und Youtube ist irgendwie gar nicht mehr viel Platz für Musikverschenkerei und Liebesmixtapes übrig. Wer trotzdem Lust hat Herzen musikalisch hüpfen zu lassen, kann mit etwas Anstrengung eine bedeutsame Erinnerung basteln.

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Um einfach zu erhaltende Massenware in wertvolle Besonderheiten zu verwandeln, muss man manchmal den Schritt von digital zurück zu analog finden und dem ganzen eine gehörigen Portion Persönlichkeit und Zeit einimpfen. So bekommen Musiktracks, die man eigentlich immer überall streamen könnte wieder eine Bedeutung, wenn man sie von einer Lieblingsperson kuratiert in einem eigenen CD-Booklet bekommt.

 

Da ich das Glück habe kreative Freunde zu haben, mit denen ich teilweise schon ein halbes Leben teile, bekam ich eine solche Kracher Selection im hübschen Kleid schon geschenkt. Das Booklet ist sogar klappbar und ich weiß bis heute nicht, ob ich wirklich genug ausdrücken konnte wie sehr ich mich darüber gefreut habe. Die CDs wurden zum Soundtrack meines Roadtrips und haben mich mit jedem Song an eine wundervolle private Partyreihe erinnert, die wir nun seit fast 10 Jahren zelebrieren und das nun auch fast immer mit den gleichen Tracks. Wer selber nicht so bastelbegabt ist, hat nun auch die Möglichkeit ein CD-Booklet bei cewe-print.de online zu erstellen.

cd_booklet_selbermachen2

Musik & Herz sind verknotet

Die Emotionen und Erinnerungen, die man mit manch einer Musik oder einem ganzen Album verbindet, faszinieren mich immer wieder. Manchmal muss ich nur die ersten 2 Akkorde eines Songs hören und schon bin ich zurückversetzt in den Sommer 2006 oder an einen Abendbrottisch 2011. Es sind manchmal kleine Dinge, manchmal große, manchmal erinnert es an eine Reise oder eine bestimmte Person – in jedem Fall sind die Gefühle, die durch Musik dann einfach so anklopfen mächtig und manchmal sogar krass ins Gesicht. Nicht umsonst wird Musik auch für therapeutische Zwecke eingesetzt.

Sagen wir also Musik und Gehirn sind verknotet, aber das können euch die Neuropsychologen viel besser erklären. Wessen Freundeskreis also auch fast ausschließlich im letzten Quartal des Jahres Geburtstag hat oder wer immer noch findet Weihnachten ist zum Schenken da, der kremple bitte JETZT die Arme hoch und lege los.

 

Reise-Erinnerungen

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Noch ist Sommerloch-Hochsaison, das heißt einige von euch sind gerade auf Reisen oder brechen bald dazu auf. Mittlerweile werden Reise-Erlebnisse so präsentiert wie früher teurer Schmuck oder neue Autos. Cosmopolität als neues Prestige. Wenn man für den größten Schatz keine Garage oder ein abschließbares Schmuckkätschen kaufen kann, muss man sich neue memoriale Aufbewahrungsmöglichkeiten überlegen.

leipsch Gedächtnislücken umgehen

Ich habe ja schon vor einem Weilchen über das Erinnern im digitalen Zeitalter geschrieben. Das werde ich, wenn alles gut geht auch noch einmal weiter ausführen, da ich eine wunderbare Frau getroffen habe, die dazu eine Masterarbeit verfasste.

Da ich seit zwei Jahren auch immer mehr bzw. anders reise und mir in Zukunft noch mehr von der Welt ansehen will, frage ich mich langsam wie ich meine ganzen Eindrücke so ablegen kann, dass ich sie nicht vergesse oder sie nur in meinem Instagram-Account finden kann. Wobei ich das Posten dort oder auf Facebook gar nicht verteufeln will. Gerade wenn man einen Roadtrip macht und nicht immer aufschreibt, wo man gerade ist, kann Instagram helfen, denn die Handy-Fotos haben meist schon eine Location hinterlegt und wenn man den Ort taggt, kann man sich besonders im Nachinein besser orientieren, wann eigentlich was wo passiert ist.

Dublin Irland Roadtrip

Über meinen Irlandaufenthalt habe ich auch ein wenig gebloggt, was aber insgesamt dann doch zu wenig war. Retrospektiv sitzt man dann doch oft da und überlegt, was man eigentlich das halbe Jahr gemacht hat, besonders, wenn Familie & Freunde fragen „Wie war’s denn in Dublin?“.

Gute Vorsätze & andere Übertreibungen

Für dieses Jahr habe ich mir ein blanko Notizbuch geholt, um alle meine Reisen festzuhalten. Natürlich wird es niemals so ausführlich wie es sein sollte und manchmal wird es nur Stichpunkte geben, aber es hilft manchmal auch nur Anhaltspunkte, Zitate und kleine Anekdoten zu notieren. Eintrittskarte hier eingeklebt, fiesen Spruch vom Kellner da notiert – mein Post-Urlaubs-Ich wird es mir danken.

Wem das offline Erinnern zu nervtötend ist, kann es auch mit einem Online Fotoservice probieren. Das heißt: Entweder zumidnest ein paar Bilder ausdrucken und in abgespeckter Scrapbook-Manie im nachhinein einkleben (am besten zwischendrin immer wieder Notizen machen und dann Platz fürs Bild lassen, denn im Nachinein fängt man sowas sowieso nie an) oder komplette Fotobücher online erstellen und ausdrucken lassen.

Kleiner Tipps: Macht euch doch vielleicht vor der Reise eine Liste mit Dingen, die ihr festhalten wollt und an der hangelt ihr euch entlang. Hier mal ein Beispiel

reise-fotoliste

Primarkeröffnung in Berlin: Zwischen Demos & Kaufexzessen

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Heute wird der nächste Primark in Berlin eröffnet. Nicht jeder freut sich darüber uns so findet zur Stunde eine Demo am Alexanderplatz statt. Für alle, die sich noch nicht richtig für eine Meinung entschieden haben, hier ein paar Linktipps.

Wieso man Primark boykottieren sollte: hier! und hier!

Wieso weiterhin bei Primark einkaufen: hier!

Zur Demo stehen gerade einige Menschen auf dem Alexanderplatz und so bietet auch die Kampagne für saubere Kleidung als Gegenentwurf zu Primark gerade eine Kleidertauschaktion vor der Filiale

Primark in Berlin am Alexanderplatz

Während ich mich 2011 noch unfassbar freute, dass der erste Store in Berlin aufmachte, hat sich meine Meinung komplett gedreht. Ich stehe hier aber nicht mit erhobenem Finger. In Dublin konnte ich mich auch nicht ganz entziehen, auch wenn der Laden dort „Penneys“ heißt. Dort habe ich jedoch gelernt, dass ich einfach keinen Fuß in den Laden setzen darf, denn ich bin sofort wieder in alte Muster gefallen.

Wenn ich sehe, dass man bei Youtube 280.000 Ergebnisse bekomme, wenn man nach „Primark Haul“ sucht und wie viel die Mädels & Jungs dann kaufen, dann regt mich das wieder zum Nachdenken an. Dazu kommt auch die unfassbare Zahl der Klicks von Menschen, die sich das ansehen. Kleidung als Verbrauchs- statt Gebrauchsprodukt zu benutzen, ist für mich eine gefährliche Entwicklung.

Wie sieht das bei euch aus? Einkaufen und verdrängen? Nur ab und zu vorbeischauen? Zu viel Verführung oder gar kein Ding?

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